Geschäftsbericht 2023
Energiegeschäft
Gasversorgung
Nachdem die Erdgasnotierungen 2022 im Zuge des russischen Lieferstopps historische Rekordhöhen erreicht hatten, gingen die Preise an den Großhandelsmärkten ab dem Frühjahr 2023 wieder sehr deutlich zurück.
Wettbewerber mit einer kurzfristigen Beschaffungsstrategie, die 2022 ihren Vertrieb eingestellt und zum Teil die Belieferung der Kunden den örtlichen Grundversorgern überlassen hatten, nutzten diesen Preisrückgang und kehrten mit preisaggressiven Neukundenangeboten in den Markt zurück.
Für Regionalversorger wie die rhenag, die ihr Gas sicherheitsorientiert langfristig beschaffen und damit auch sehr teure Mengen in ihrem Beschaffungsportfolio haben, war dieser schnelle, deutliche Preisverfall vertrieblich das schlechteste aller denkbaren Szenarien. Trotz Preissenkungen im Sommer war das Discounter-Preisniveau für die rhenag wirtschaftlich nicht darstellbar.
Im eigenen Versorgungsgebiet setzte die rhenag diesem wiederbelebten Wettbewerb eine Treue-Kampagne mit einem attraktiven Produkt für Bestandskunden entgegen und profitierte von einer generell hohen Kundenbindung sowie den Preisbremsen. Damit hielten sich die Kundenverluste insgesamt in engen Grenzen.
Im preisaggressiven überregionalen Vertrieb kam es jedoch zu spürbaren Kundenverlusten.
In Verbindung mit der relativ milden Witterung führte dies zu einem Absatzrückgang in Höhe von 14,0 Prozent.
Trotz dieser insgesamt schwierigen Rahmenbedingungen kam es 2023 zu keinem Einbruch unserer Gassparte. Dies lag insbesondere daran, dass die ursprünglich befürchteten großflächigen Forderungsausfälle sowohl im B2B- als auch im B2C-Segment ausgeblieben sind.
Stromversorgung
Auf unsere Stromsparte wirkten die gleichen Rahmenbedingungen wie auf das Gasgeschäft. Auch die Stromgroßhandelspreise gaben im Jahresverlauf deutlich nach, was zu einer deutlichen Intensivierung des Wettbewerbs führte. Unseren Strombestandskunden haben wir in der zweiten Jahreshälfte ebenfalls ein Treueangebot mit verbesserten Konditionen angeboten.
Das ursprünglich geplante Absatzwachstum durch Neukundenakquise ließ sich in dem plötzlich wieder sehr preisaggressiven vertrieblichen Umfeld jedoch nicht realisieren.
Statt Kundenwachstum verzeichneten wir 2023 insbesondere im überregionalen Stromvertrieb wettbewerbsbedingte hohe Kundenverluste.
In der Folge ging der Stromabsatz 2023 auf 122,4 Mio. kWh und damit um 34,3 Prozent zurück.
Wasserversorgung
Die Absatz- und Umsatzzahlen liegen mit rund 1,1 Mio. m³ Wasser und 3,4 Mio. € (ohne Betriebsführung) leicht unterhalb des Vorjahresniveaus.
Energienahe Dienstleistungen
Das Thema Energie- und vor allem Wärmewende war 2023 allgegenwärtig. Die Sensibilisierung der Verbraucher war entsprechend hoch, gleichzeitig aber auch ihre Verunsicherung hinsichtlich einer für sie passenden, technisch wie wirtschaftlich sinnvollen Modernisierung der heimischen Energieversorgung.
Dies war Folge einer unkoordinierten politischen Debatte, in der mit dem Entwurf des Gebäudeenergiegesetzes ambitionierte Zeitpläne für die Dekarbonisierung der Wärmeversorgung durchsickerten, noch bevor entsprechende Förderprogramme zur Abfederung der dadurch ausgelösten Kosten feststanden.
Das politische Hin und Her sowie fehlende Transparenz ließen aus Verbrauchersicht viele Fragen offen: Welche Heizung funktioniert in meinem Zuhause? Welche Heizungstechnik ist die kostengünstigste für mich? Wann ist es mit Blick auf staatliche Fördermaßnahmen und die anstehende Modernisierung der örtlichen Wärmeinfrastruktur der richtige Zeitpunkt, die vorhandene Heizung auszutauschen?
Konsequenz dieser anhaltenden Verunsicherung waren steigende Verkaufszahlen bei konventionellen Gas- und Ölheizungen, aber eine schwache Nachfrage nach unseren energienahen Dienstleistungen insbesondere im Segment neuer Wärmelösungen. Obgleich im Umfeld der stark gestiegenen Zinsen Contracting-Angebote für kapitalintensive Wärmepumpen das richtige Angebot zur richtigen Zeit waren, führte auch eine intensivierte Bewerbung dieser Wärmedienstleistung zu keinen nennenswerten Vertragszahlen.
Auch im Photovoltaik- und Heimspeichersegment blieb die Zahl der verkauften Anlagen unter den Zahlen des Vorjahres zurück, in dem es unter dem Eindruck des Kriegsbeginns in der Ukraine ein starkes Autarkiebedürfnis gab.
Das Geschäft hier lief jedoch deutlich besser als im Wärmebereich. Die Zahlen lagen mit rund 150 verkauften PV-Aufdachanlagen sowie knapp 80 Batteriespeichern auf dem Niveau des Jahres 2022.
Regenerative Erzeugung
Die rhenag erzeugt regenerativen Strom sowohl auf überregionaler als auch auf regionaler Ebene. Überregional sind wir Teil des Green GECCO-Konsortiums, eines Zusammenschlusses von 29 Stadtwerken und der RWE Renewables GmbH (vormals innogy SE). Das Green GECCO-Portfolio besteht ganz überwiegend aus Onshore-Windenergieanlagen, die mit einer installierten Leistung von über 86 Megawatt in internationalen und deutschen Windparks betrieben werden.
Die Stromerzeugung der deutschen Wind-Gesellschaften lag 2023 insgesamt auf Planniveau. Bei der britischen Gesellschaft An Suidhe zeigte sich ein anderes Bild. Hier erreichte die Stromerzeugung trotz eines sehr windreichen Jahres nicht das geplante Niveau. Grund hierfür waren die auch 2023 andauernden Erneuerungsarbeiten am britischen Hochspannungsnetz und der damit verbundene Stillstand der Anlage.
Die Erlöse der Green GECCO-Stromerzeugung bewegen sich mit 4,3 Mio. € nach dem außergewöhnlich guten Vorjahresergebnis wieder auf dem Niveau eines „Normaljahres“.
Der Hauptfokus unseres Regenerativ-Engagements liegt weiterhin auf der regionalen Ebene. Der Windpark im Höhn (Westerwald), den wir zusammen mit dem benachbarten Partnerunternehmen Energieversorgung Mittelrhein AG (evm) aus Koblenz betreiben, konnte seine Stromproduktion gegenüber dem Vorjahr noch einmal deutlich steigern und mit insgesamt über 40 Mio. kWh den Planwert von 34 Mio. kWh nicht nur erreichen, sondern erstmalig seit der Inbetriebnahme 2016 um über 17 Prozent übertreffen. Neben den guten Windverhältnissen im zurückliegenden Jahr lag dies erneut an der hohen technischen Zuverlässigkeit der fünf Windkraftanlagen, die auch 2023 ohne Unterbrechung Strom produziert haben.
Der PV-Freiflächen-Park in Hachenburg, an dem wir über unsere Tochter energienatur Gesellschaft für Erneuerbare Energien mbH beteiligt sind, produzierte 2023 ebenfalls gute Ergebnisse. Zwar reichte die erzeugte Solarstrommenge nicht an die Werte des Jahres 2022 – mit 9,5 Mio. kWh war dies eines der besten Jahre seit Bestehen des Parks – heran, mit über 8,2 Mio. kWh wurden aber auch 2023 die Planvorgaben ein weiteres Mal übertroffen (plus 6 Prozent).